Birgitta Wollenweber, Klavier

Birgitta Wollenweber gehört zu den interessantesten jungen deutschen Pianistinnen. 1963 in Mechernich geboren, begann sie ihr Studium 1982 an der Hochschule für Musik in Detmold bei Renate Kretschmar-Fischer. Nach der Künstlerischen Reifeprüfung ging sie als Stipendiatin des Deutschen Akademischen Austauschdienstes für ein Jahr zu Peter Wallfisch nach London, wo sie 1989 das künstlerische Diplom am Royal College of Music ablegte. 1990 folgte das Konzertexamen in Detmold. Sie nahm an Meisterkursen von Hans Leygraf, Halina Czerny-Stefanska und Bruno Leonardo Gelber sowie am Beethoven-Kurs von Gerhard Oppitz in Wilhelm Kempffs Haus zu Positano teil.

Wichtige Wettbewerbssiege erzielte sie mit dem 1. Preis im Chopin-Wettbewerb Köln, mit dem Joy-Scott-Preis in London und mit dem Stipendium beim Deutschen Musikwettbewerb des Deutschen Musikrates in Bonn. 1991 wurde sie in die "Bundesauswahl Junger Künstler" aufgenommen. 1995 gewann sie den dritten Preis beim "Internationalen Klavierwettbewerb Maria Canals" in Barcelona und wurde dort mit einer zusätzlichen Medaille für die beste Leistung im Finale ausgezeichnet.

Birgitta Wollenweber konzertierte bereits seit 1987 in Deutschland, Österreich, Italien, England, Polen, Rumänien und Japan, in der Schweiz und der Tschechoslowakei. Zahlreiche Funk- und Fernsehproduktionen wurden von namhaften Stationen ausgestrahlt. Kritiken bestätigten, daß wir es bei Birgitta Wollenweber mit einer Ausnahme-Begabung zu tun haben. Ihre Recital-Programme zeugen von klugen Gedanken, ihr Vortrag auf der Basis einer zuverlässigen Technik ist geprägt von einer intensiven Gestaltung und einem markanten Ausdruck - und das auch bei besonders anspruchsvollen Werken. Diese Pianistin weiß das Melodische beispielsweise auszuwerten, ohne die anderen Parameter der Komposition zu vernachlässigen. Es nimmt sich ausgesprochen faszinierend aus zu verfolgen, wie grundgescheit / und musikalisch überzeugend eine solche Interpretation aufgebaut wird, wie bewußt Steigerungen mit wohldosierten Reserven versehen sind, die es ermöglichen, Höhepunkte an den richtigen Stellen entstehen zu lassen. Beachtlich ist ihr tieflotendes Hineinhören in die Komposition - da spürt man den Geist Wilhelm Kempffs nachwirken. Diese Pianistin lebt offenkundig in einer primär dem Romantischen zuneigenden Atmosphäre, ohne dabei der Konvention zu verfallen. So kommt es auch zu klischee-fernen Interpretationen etwa der Werke Chopins, dem Oberflächen-Verputz entgegengesetzt.

So eindringlich emotionsstark, so souverän im Formen der Linien und Bögen spielen nur wenige junge Interpreten von heute. Birgitta Wollenweber gehört zu jenen Musikern, die sich nicht mit der Sicherheit der Darstellung begnügen, sondern eine Aussage wagen, bewußt auf Risiko spielen. Der Hörer wird mitgerissen, förmlich eingesogen in die Wiedergabe, die - so bei Schumann nicht anders als bei Chopin - klar und schön zur Geltung kommt, mehr auf Farben als auf Effekte gerichtet ist, mit ihrer Glaubwürdigkeit unmittelbar beeindruckt.

Wolf-Eberhard von Lewinski.


Zurück zur Auswahl